Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Jenson Button ist ein Rennen vor Schluss uneinholbar Formel 1-Champion 2009 geworden, und zwar sowohl als Fahrer als auch in der Teamwertung.
Na, darauf stoße ich doch glatt mit einem großen Glas Brause an!
Ich weiß nicht genau, seit wie vielen Jahren ich Formel 1 schaue. Aber von Beginn an habe ich immer den Underdogs die Daumen gehalten. Die Schumis und Mikas dieser Welt brauchen mich nicht, die hatten immer genug Fans. Aber die armen jungen Männer aus der dritten Reihe? Für die ist doch sonst keiner.
Im Jahr 2002 habe ich dann meine Sympathie für den erfolglosen Jenson Button entdeckt, hauptsächlich wegen des spektakulären Namens: Jenson Button, das klingt doch wie Jim Knopf. Und Jim Knopf find ich ja auch gut! Seitdem ist Jenson Button mein erklärter Favorit, mit dem man einiges auszustehen hatte. Es gab Jahre, da ist er praktisch permanent ausgefallen. Teilweise habe ich den Fernseher schon in den ersten 15 Minuten der Rennübertragung wieder ausgemacht, weil „JB“ die Straße ausgegangen war. Das Jahr 2004 allerdings hat mir mächtigen Auftrieb gegeben: Dritter in der Fahrerwertung, nur die Ferrari waren besser. Dann folgten aber vier maue Jahre.
Dann zu Beginn dieser Saison die Sensation: Buttons Honda-Team wurde an Ross Brawn, das alte Ferrari-Superhirn, für ein Pfund verkauft, und Jenson hielt dem Laden unter großen finanziellen Einbußen die Stange – und gewann mit dem neuen Team Rennen um Rennen. Da ging einem richtig das Fanherz auf! Die zweite Hälfte der Saison lief dann wieder nicht so gut, aber der Vorsprung war für alle Verfolger zu groß.
Am gestrigen Sonntag dann ging es für Jenson um alles, und das merkte man auch: Optisch um Jahre gealtert fuhr er ein dermaßen rasantes Rennen, als gäbe es kein Morgen mehr. Aus heutiger Sicht hätte es sogar ausgereicht, er wäre gar nicht gestartet. Seine Verfolger schnitten zu schlecht ab, um ihm den Titel noch streitig machen zu können.
Ein bisschen leid tut es einem dann schon für Rubens Barrichello, den ewigen Mann hinter dem Gewinner. Jetzt gilt es, ihm die Daumen für das letzte Rennen in zwei Wochen zu drücken, damit er zumindest noch Vize-Weltmeister werden kann, was laut Niki Lauda aber für einen Fahrer völlig egal ist: Alles oder nichts!
Die Dauerschwätzer von RLT hätten es ja so gerne gesehen, wenn Sebastian Vettel das Ruder in Räikkönen-Manier noch hätte herumreißen können – endlich mal wieder ein Deutscher, der irgendwie Quote bringen kann. Auch ihm war aber der Druck der auslaufenden Saison deutlich anzusehen: Nach dem verregneten Qualifying sah er fast so mitgenommen und verquollen aus wie nach dem Rennen, als alle Titelträume zerplatzt waren. Aber der Mann hat ja noch Zeit, der kann später noch Weltmeister werden. Ob Jenson Button jemals wieder eine so erfolgreiche Saison haben wird? Ich bezweifle es.
Und was wird jetzt aus Jenson und mir? Er ist Weltmeister, ich Fan der Underdogs. Kann das zusammenpassen? Werde ich ihm weiterhin die Daumen halten? Ich fürchte fast, ein Abschnitt in meinem Fanleben ist gestern zuende gegangen.
Auf zu neuen Ufern?
Fragt sich
die Scheil