Archive for Oktober 2009

Prost Jenson!

Oktober 19, 2009

Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Jenson Button ist ein Rennen vor Schluss uneinholbar Formel 1-Champion 2009 geworden, und zwar sowohl als Fahrer als auch in der Teamwertung.

Na, darauf stoße ich doch glatt mit einem großen Glas Brause an!

Ich weiß nicht genau, seit wie vielen Jahren ich Formel 1 schaue. Aber von Beginn an habe ich immer den Underdogs die Daumen gehalten. Die Schumis und Mikas dieser Welt brauchen mich nicht, die hatten immer genug Fans. Aber die armen jungen Männer aus der dritten Reihe? Für die ist doch sonst keiner.

Im Jahr 2002 habe ich dann meine Sympathie für den erfolglosen Jenson Button entdeckt, hauptsächlich wegen des spektakulären Namens: Jenson Button, das klingt doch wie Jim Knopf. Und Jim Knopf find ich ja auch gut! Seitdem ist Jenson Button mein erklärter Favorit, mit dem man einiges auszustehen hatte. Es gab Jahre, da ist er praktisch permanent ausgefallen. Teilweise habe ich den Fernseher schon in den ersten 15 Minuten der Rennübertragung wieder ausgemacht, weil „JB“ die Straße ausgegangen war. Das Jahr 2004 allerdings hat mir mächtigen Auftrieb gegeben: Dritter in der Fahrerwertung, nur die Ferrari waren besser. Dann folgten aber vier maue Jahre.

Dann zu Beginn dieser Saison die Sensation: Buttons Honda-Team wurde an Ross Brawn, das alte Ferrari-Superhirn, für ein Pfund verkauft, und Jenson hielt dem Laden unter großen finanziellen Einbußen die Stange – und gewann mit dem neuen Team Rennen um Rennen. Da ging einem richtig das Fanherz auf! Die zweite Hälfte der Saison lief dann wieder nicht so gut, aber der Vorsprung war für alle Verfolger zu groß.

Am gestrigen Sonntag dann ging es für Jenson um alles, und das merkte man auch: Optisch um Jahre gealtert fuhr er ein dermaßen rasantes Rennen, als gäbe es kein Morgen mehr. Aus heutiger Sicht hätte es sogar ausgereicht, er wäre gar nicht gestartet. Seine Verfolger schnitten zu schlecht ab, um ihm den Titel noch streitig machen zu können.

Ein bisschen leid tut es einem dann schon für Rubens Barrichello, den ewigen Mann hinter dem Gewinner. Jetzt gilt es, ihm die Daumen für das letzte Rennen in zwei Wochen zu drücken, damit er zumindest noch Vize-Weltmeister werden kann, was laut Niki Lauda aber für einen Fahrer völlig egal ist: Alles oder nichts!

Die Dauerschwätzer von RLT hätten es ja so gerne gesehen, wenn Sebastian Vettel das Ruder in Räikkönen-Manier noch hätte herumreißen können – endlich mal wieder ein Deutscher, der irgendwie Quote bringen kann. Auch ihm war aber der Druck der auslaufenden Saison deutlich anzusehen: Nach dem verregneten Qualifying sah er fast so mitgenommen und verquollen aus wie nach dem Rennen, als alle Titelträume zerplatzt waren. Aber der Mann hat ja noch Zeit, der kann später noch Weltmeister werden. Ob Jenson Button jemals wieder eine so erfolgreiche Saison haben wird? Ich bezweifle es.

Und was wird jetzt aus Jenson und mir? Er ist Weltmeister, ich Fan der Underdogs. Kann das zusammenpassen? Werde ich ihm weiterhin die Daumen halten? Ich fürchte fast, ein Abschnitt in meinem Fanleben ist gestern zuende gegangen.

Auf zu neuen Ufern?

Fragt sich

die Scheil

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Presseschau: Neulich in der Nordwestzeitung

Oktober 8, 2009

„Lärm viel lauter als die Bahn zugibt“ titelte die NWZ am 01.10.2009.

Das Thema Bahnlärm ist hier in der Gegend hochbrisant, denn es gibt hier Leute, bei denen Bahnstrecken fast durchs Wohnzimmer führen, womit man leben kann, wenn kaum ein Zug fährt, aber die Zeiten ändern sich. Der Verkehr nimmt zu und damit natürlich auch der Lärm. Und ein ICE auf dem Flur ist nicht jedermanns Geschmack.

Die NWZ dachte sich wohl, höchste Zeit, sich dieses Themas mal angemessen zu nähern, und hat fast eine komplette Seite mit einem Bericht nebst Kommentar damit gefüllt. Und – höchst investigativ – man hat sich ein Dezibelometer ausgeliehen und mal an den Häusern gemessen, wie laut ein Güterzug ist. Die Messung der NWZ ergab einen um etwa 30% höheren Wert als den, den die Bahn mittels eines Computerprogramms errechnet hatte. Was war da denn los?

Nun, wir werden es wohl nie zuverlässig erfahren, denn: Die NWZ gesteht im Artikel: „Das verwendete Gerät ist zwar nicht geeicht.“ Und damit hätte man sich Lektüre und bereits Druck dieses bahnbrechenden (Achtung, Wortspiel!) Artikels getrost schenken können.

Mit völligem Unverständnis

die Scheil

Free Polanski – wieso nochmal?

Oktober 8, 2009

Also, fest steht ja wohl, dass Roman Polanski vor etwa 32 Jahren angeklagt war, eine damals 13jährige nach US-amerikanischer Definition vergewaltigt zu haben. Dann kam es offenbar im Verfahren zu einem Deal: Polanski bekommt ein paar Monate in einer medizinischen Einrichtigung, und fertig ist die Laube. Pan Polanski aber traute dem Frieden nicht und türmte noch während des Verfahrens. Seit dem lebt er mehr oder weniger unbehelligt im Ausland.

Nun – wie gesagt, 32 Jahre nach der Tat – packt ihn der internationale Haftbefehl in der schönen Schweiz, die Künstler dieser Welt jaulen auf und wittern einen Skandal: Der arme Mann, hatte schon so ein schlimmes Leben, Judenverfolgung, Sharon Tate und Charles Manson und und und – und jetzt das! Außerdem so talentiert, so brillant, das kann man doch nicht machen! Und das heute 50jährige Opfer (kann jemand rechnen?) will damit auch nichts mehr zu schaffen haben, also: Free Polanski!

Das mag ja alles stimmen, aber was hat das mit der Sache zu tun? Vergewaltigung verjährt nach US-amerikanischem Recht nicht, folglich muss Pan P. lebenslang damit rechnen, festgesetzt zu werden. Es wird doch vielmehr höchste Zeit, dass das Verfahren – wie auch immer – zu einem Abschluss kommt.

Der eigentliche Skandal an der Sache ist doch nicht, dass ein weltbekannter Künstler wie jeder andere Bürger behandelt wird, sondern dass die Festnahme erst jetzt erfolgt ist. Der Haftbefehl ist offenbar seit 2005 (wieso so spät?) in der Welt, und Herr Polanski hatte doch tatsächlich einen Wohnsitz in der Schweiz angemeldet. Da hat doch einer gepennt!

Im Übrigen: Mehr als peinlich, dass sich nun Leute öffentlich hinstellen und sein Verhalten von damals quasi als Kavaliersdelikt oder Jugendsünde (eines Mittvierzigers!) herunterspielen.

Die Scheil