Michael Jackson gehört zu den Musikern, die ich in meiner Jugend glühend verehrt habe. Was waren das für Zeiten:
* Wenn ich zurückdenke und mich an das erste Musikvideo erinnere, das ich bewusst verfolgt habe, dann ist das „Billie Jean“. Auch wenn ich lange Zeit nicht wusste, welches Lied es war – die leuchtenden Bodenplatten waren mir in Erinnerung geblieben.
* Etwa um 1990 herum sind wir dann alle ein bißchen ausgeflippt. Die „Bad“-Platte machte die Runde, und auf einer Mädchen-Geburtstagsparty bekam jemand das Video zu „Thriller“ geschenkt. Was für ein Werk – bis heute unerreicht! Und so haben wir einen Teil der Feier mit Huldigungen vor dem Fernseher verbracht. Die Königin des Tages war natürlich diejenige, die das Video am häufigsten gesehen hatte. Ich glaube, es war die, die heute als „die Hexe“ bekannt ist, und sie hatte es 7mal gesehen.
* 1997 war Peter Pan auf Tournee in Bremen unterwegs. Zwar war seine neue Musik nicht ganz mein Fall, aber da gerade eine Vorlesung ausfiel und wir nichts besseres zu tun hatten, pilgerten ein paar Freundinnen und ich zum Rathausplatz, um den King zu empfangen. Der ganze Platz war voller Menschen, nur Michael erschien nicht zum angekündigten Zeitpunkt. Die „History“-Platte lief einmal komplett vom Lautsprecher, und nix passierte! Die „History“-Platte lief ein zweites Mal durch, und dann kam er! Ein großer schwarzer Wagen fuhr vor dem Rathaus vor, eine partiell vermummte Gestalt nahm ein kurzes Bad in der Menge und verschwand im Rathaus. Minuten später: Henning Scherf und Michael Jackson erscheinen auf dem Balkon, die Menge tobt! Uns Henning: „Mr. Jackson, welcome to Bremen. Äh, these are all your Fans!“ Michael zur Menge: „Isch liebe Die!“ Sprachs und verschwand. Wow, und wir waren dabei! Danach hetzten wir völlig aufgekratzt zu Strafrecht. Auf dem Weg dahin bin ich noch in einen Radfahrer gekracht, aber das ist nicht weiter berichtenswert.
* Im neuen Jahrtausend mehrten sich dann die unappetitlichen Geschichten. Das Fanherz hält sich die Ohren zu und schreit: „Ich will das nicht hören! Das kann nicht sein!“ Doch der Verstand spricht beharrlich: „Nein? Sieh doch mal genau hin.“ Da ich mich aber immer nur für den Künstler Michael Jackson und nicht für die Privatperson interessiert habe, waren diese bis heute ungeklärten Vorfälle für mich nicht wirklich relevant.
Genie oder Wahnsinn? Schwarz oder weiß? Rampensau oder scheues Reh?
Als ich letzten Donnerstag nachts (bzw. Freitag am Morgen) um 0:30 Uhr beim letzten Durchzappen bei CNN auf die Nachricht gestoßen bin, Michael Jackson sei der L.A. Times zufolge verstorben, konnte ich nicht ausschalten, bis eine Stunde später die offizielle Bestätigung kam. Zu diesem Zeitpunkt war der herausragendste Pop-Musiker unsere Zeit bereits seit zwei Stunden verstorben.
Irritiert war ich über meine eigene Reaktion, die ich auch bei den meisten Fans in den zahlreichen Fernsehberichten wiederfinden: Keine wirkliche Trauer, mehr ein Andenken an die schönen Zeiten, die man hatte. Ich denke, die Erklärung dafür ist einfach:
Der King of Pop, den Millionen für seine musikalischen Schöpfungen und Ausnahmedarbietungen verehrt haben, ist bereits vor Jahren von uns gegangen.
Scheilo