Wie nett, dass endlich mal aus sachverständiger Ecke die überfällige Kritik am Fernsehprogramm geübt wurde. Marcel Reich-Ranicki regt sich medienwirksam auf, und plötzlich ist die Diskussion im Gange.
Ich lamentiere ja auch schon lange herum, bin aber auch bekennender Fernseh-Junkie und deshalb vom Verfall des Programms besonders betroffen.
Mittlerweile gibt es zahlreiche „Formate“, für die sogar ich mir zu schade bin. Als da wären: Gerichtsshows jeglicher Form und Farbe nebst Ablegern wie „Lenzen und Partner“, was für ein Scheiß. Außerdem habe ich genug von Vaterschaftstests, bei denen mindestens drei Herren als Erzeuger herhalten sollen, die 16jährige Mandy aber natürlich Stein und Bein schwört, nur mit einem in der Kiste gewesen zu sein, dann aber unheimlich erleichtert ist, dass es tatsächlich der von ihr Bezichtigte ist, woraufhin sich alle anderen abklatschen usw.
Noch blöder als Abstammungsuntersuchungen finde ich „Lügendetektortests“, bei denen man erst unpopuläre Antworten gibt, dafür vom Publikum ausgebuht wird, dann aber beklatscht wird, weil man wenigstens die Wahrheit gesagt hat. Es gab mal Zeiten, da war das noch eine Selbstverständlichkeit.
Und jetzt kommt ein Hilferuf: Wenn die folgenden Sendungen im Fernsehen laufen, dann rufe man mich bitte an und hindere mich so am Ansehen. 🙂
1. Deal or no Deal: Sogar bei der Glücksspirale muss man mittlerweile mit keinerlei Niveau mehr rechnen. Eine sinnentleerte Kofferschau, in der erst Geld in Koffern versteckt wird und sich der Kandidat dann einen davon aussucht in der Hoffnung, möglichst viel Patte nach Hause zu tragen. Soweit so gut. Nur dann muss der arme Tropf nach und nach alle anderen Koffer aufmachen, um zu sehen, was er alles nicht gewonnen hat, und je nach aktuellem Marktwert will ihm ein geheimnisvoller „Banker“ sein ausgewähltes Gepäckstück abkaufen. Sowas ähnliches gab es bereits mit „Geh auf’s Ganze“, nur mit mehr Schwung und 3 Toren statt 26 Koffern. Und dann sitzen da noch ein paar Freunde („Berater“) des Kandidaten auf einem Sofa, die ihm bei der Entscheidung helfen sollen, welchen Koffer er als nächstes aufmachen soll. Huuhh, was soll das?
Sendung Nr. 2 habe ich kürzlich entdeckt, ist neu. RTL2 definiert mal wieder die Grenzen des Niveaus neu mit „Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“. Lügendetektorspielchen, Unterkante Menschenwürde. Da sitzt ein Mensch im Studion mit gehörten 100 Zuschauern und ein paar Freunden, die wie bei der Koffershow ein Extra-Sofa besetzen. Dann werden kompromittierende Fragen gestellt, und je mehr man wahrheitsgemäß beantwortet, desto mehr Kohle gibts. Es beginnt mit lapidaren Fragen wie „Finden Sie sich gutaussehend?“ und steigert sich über Indiskretionen wie „Haben Sie schon mal Freunde eingeladen, um nicht mit Ihrer Frau allein sein zu müssen?“, „Haben Sie schon mal behauptet, einen HIV-Test gemacht zu haben, obwohl das gelogen war?“ und „Finden Sie Ihre Partnerin auch ohne Make-up attraktiv?“ zu Schlägen ins Kontor wie „Lieben Sie eines Ihrer Kinder mehr als das andere?“ „Ist Ihre Beziehung erfüllt?“ Die von den Fragen Betroffenen sitzen natürlich auf dem Begleitersofa und kriegen die volle Packung mitten in die Fresse rein. Das Publikum buht wie gewohnt bei Antworten, die man sich lieber erspart hätte, beklatscht dann aber doch jede wahrheitsgemäß beantwortete Frage. Für 21 Fragen gibt es sage und schreibe ganze 25.000 Euro. Übrigens kennt der Kandidat die Fragen, sodass bei mir Folgendes bislang unbeantwortet blieb:
„Huuhh, was soll das?“
Die Scheil