Wer kennt es nicht, das OPUS® -Interview? Ich zum Beispiel. Der Gigolo gehört zu jenem privilegierten Kreis, der schon einmal an dieser Form des Bewerbungsgesprächs teilnehmen durfte. Was da los ist? Ich bin gespannt!
Gigolo says:
OPUS® ist eine Methode zur Potentialanalyse. Während die meisten Vorstellungsgespräche die Vergangenheit des Bewerbers beleuchten, um daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, soll das OPUS® – Interview dazu dienen, das Potential des Kandidaten zu ermitteln, um auf diese Weise eine „echte“ Zukunftsprognose zu entwickeln.
Das OPUS® – Interview, wie ich es erlebt habe, dauerte etwa drei etwa Stunden. Ich war der einzige Kandidat, und es gab auch nur eine Person, die mir Fragen stellte. Das Interview bestand aus zwei Teilen, einem Denk- und einem Handlungsabschnitt. Fachwissen war nicht im Ansatz gefragt. Vielmehr hatte ich mich mit Themen auseinander zu setzen, die ganz bewusst fachfremd gewählt waren. Ziel des Interviewers war es, mein Denken und Verhalten bezogen auf konkrete Situationen und Probleme zu untersuchen.
Im Denkabschnitt wurde ich mit einem kurzen Text zum Bevölkerungswandel in Deutschland konfrontiert, der dazu wichtige Informationen enthielt. 20 Minuten lang konnte ich mir meine Gedanken zum Thema machen, dann begann das Interview. Dabei wurden mir Fragen zum Text gestellt und ich sollte Ursachen, Wirkungen, Wechselwirkungen und Lösungsansätze aufzeigen. Eines war dem Text zu entnehmen (Analyse), vieles habe ich aber selber erörtert. Soll heißen: Ein gutes Allgemeinwissen schadet nicht komplett.
Nach einer kurzen Pause (Kekse, Saft, Wasser, Tee, Kaffee standen auch während des Interviews zur Verfügung) ging es mit dem Handlungsabschnitt weiter. Das funktionierte ähnlich einem Rollenspiel, ein Minimum an schauspielerischer Begeisterung ist also durchaus nicht nachteilig. Ich bekam eine Rolle (in einem Museum; wie gut, dass ich schon mal in einem gewesen bin) zugeteilt, auf Karteikarten standen verschiedene Situationen beschrieben und ich musste dem Interviewer sodann erklären, wie ich in der Situation/auf das Problem reagiere. Nach und nach wurden die Aufgaben komplexer. Besonders herausfordernd wurde es aber, als der Interviewer selbst erst eine, dann mehrere Rollen übernahmen und mein(e) Gegenüber spielte. Mal eine unsichere, besorgte, weinerliche Mitarbeiterin, mal von meinem Führungsstil enttäuschte Mitarbeiter, die mich z.T. verbal hart und persönlich angriffen, zum Schluss Förderer und Politiker, die mir Druck machten bis zur Drohung, meine Stelle nicht zu verlängern. Situationen, mit denen ich bislang eher selten konfrontiert war. Aber genau darum geht es ja schließlich beim OPUS® – Interview: das Potential für den Umgang mit schwierigen Situationen abzuschätzen.
Nach dem Interview gab es eine kurze Auswertung. Ich fand es sehr gut, auf die Stärken und Schwächen hingewiesen worden zu sein.
Mein Resümee: sehr interessante Sache, bringt einem selber etwas.