Französisch aufpeppen, aber wie? Ich hab mir mal ein klassisches Stück Schullektüre vorgenommen. Das mit dem Lesen hat ganz gut geklappt, obwohl ich eigentlich seit mehr als 10 Jahren nur noch am Rande mit der Sprache zu tun hatte. Jedenfalls kann ich jedem, der sich da auch mal etwas fortbilden möchte, dieses Buch empfehlen.
Ich hasse Reclam-Bücher. Schlimmer ist nur das Design von Suhrkamp. Aber vom étranger gibt es eine Reclam-Ausgabe, die es einem einfach macht, das Buch zu lesen. Auf jeder Seite findet man in den Fußnoten einige Vokabeln, die man vielleicht nicht unbedingt auf der Pfanne hat. Außerdem gibt es einen deutschen Anhang, in dem das wichtigste zusammengefasst ist und man noch ein paar Interpretationshilfen findet, sollte man je welche brauchen.
Zur Geschichte: Hauptdarsteller und Erzähler ist ein gewisser vornamenloser Meursault, offenbar ein Franzose, der in der Nähe von Algier lebt. Jedenfalls ist er kein Algerier. Das Buch ist in zwei Teile geteilt. Im ersten Teil erfährt man, dass seine Mutter im Altersheim stirbt, Alter unbekannt. Meursault vermutet, dass sie in den Sechzigern war. Genau weiß er es aber nicht. Extrem traurig ist er jetzt auch nicht. Es wäre ihm aber schon lieber gewesen, sie wäre nicht gestorben. Am Abend nach der Beerdigung trifft er eine alte Freundin wieder und springt mit ihr in die Kiste. Die beiden werden ein Paar. Auf die Frage, ob er sie liebt, bekommt sie zu hören: „Keine Ahnung, ich glaube nicht.“ Trotzdem wollen sie heiraten, weil sie es so möchte. Man merkt es sicher schon: Der Typ ist emotional total verkackt, insofern also auch abgesehen von seiner Herkunft ein étranger. Außerdem ist er noch mit einem Zuhälter mehr oder weniger befreundet. Letzterer hat Probleme mit Arabern. Bei einem Strandausflug kommt es zu einer unangenehmen Begegnung zwischen Meursault und dem Zuhälter auf der einen und den Arabern auf der anderen Seite. Und dann spielt sich das ab, was „The Cure“ so treffend in ihrem Song „Killing an Arab“ beschreiben. Meursault leidet unter der Sonne und der Hitze (quelle chaleur! 🙂 ), und er knallt einen der Araber ohne großen Grund einfach ab. Geht ihm emotional mal wieder am Arsch vorbei. Hier endet Teil 1.
Teil 2 spielt im Knast. Meursault legt keinen Wert darauf, durch fadenscheinige Entschuldigungen eine geringere Haftstrafe herauszuschlagen und sagt dem Gericht unumwunden, wie es war. Quelle chaleur! Sein untalentierter Anwalt hatte ihm 2-3 Jahre in Aussicht gestellt, aber da Meursault vor den Geschworenen eine derart schlechte Figur abgibt (trauert nicht richtig um die Mutter, lacht sich direkt ein Verhältnis an, ist mit einem Zuhälter befreundet), bekommt er dann doch die Todesstrafe. Und wieder nimmt er alles so hin, wie es kommt. Er verzichtet auf einen Priester, da er nicht an Gott glaubt, was den Pfaffen am Vorhandensein einer Seele zweifeln lässt. Am Ende des Buches stellt Meursault sich vor, wie es sein wird, durch die johlende Menge aufs Schafott geführt zu werden. Und dann ist das Buch auch schon vorbei.
Die Geschichte ist nicht ganz unmerkwürdig, liest sich aber gut und ist zur Auffrischung der Sprache total gut geeignet.
Scheilo